Geschichte des Ackerbürgerhauses
Das ‘Zintlhaus‘, wie es im Volksmund genannt wird, ein typisches Bärnauer Ackerbürgerhaus, ist eines der ursprünglichsten Häuser der Stadt mit einer bis ins späte Mittelalter zurück reichenden Geschichte.
Ein Keller auf drei Ebenen, Türen und Beschläge aus der Zeit um 1700 und viele ursprüngliche Details geben Einblick in die Geschichte des Hauses, aber auch unserer Stadt.
Das Haus ist seit mehr als 30 Jahren unbewohnt und steht unter Denkmalschutz. Mehrere Ansätze, das Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen, waren bisher ohne Erfolg. Ein weiterer Leerstand würde die Bausubstanz dem Verfall preisgeben und sich negativ auf das weitgehend sanierte Altstadt-Ensemble auswirken.
Somit besteht nicht nur aus denkmalpflegerischer Sicht ein großes Interesse am Erhalt des Gebäudes. Eine Sanierung im Vorfeld einer tragfähigen künftigen Nutzung ist auch ganz im Sinne der Stadtplanung, weil dadurch sowohl ein Leerstand beseitigt als auch das Marktplatz-Ensemble optisch aufgewertet würde.


Funde
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zu der geplanten Sanierung und anschließenden Nutzung des Gebäudes als “Mitmachhaus“ wurden bereits Voruntersuchungen durchgeführt. Bei der Freilegung von Fundamentbereichen kam ein abgedeckter Keramikkrug zum Vorschein, vermutlich eine Nachgeburtsbestattung.

Rußkuchl
Ein zugemauerter und mit Schutt gefüllter Raum im Erdgeschoss erwies sich als frühere „Rußkuchl“.

Räumung der Rußkuchl
Zum Umfang einer Machbarkeitsstudie gehörten auch Bauforschungs- und Befunduntersuchungsmaßnahmen. Dazu wurde neben einigen Fussbodenbereichen auch ein abgemauerter toter Raum neben dem Treppenaufgang zum 1. Obergeschoß geöffnet. Nach der Räumung des darin enthaltenen Schutts, kam eine frühere "Rußkuchl" zum Vorschein. Siehe auch Bauphasen 2018!

Ein Stadthaus aus der Zeit der Stadtgründung
Stefan Wolters, der wissenschaftliche Leiter des Geschichtsparks Bärnau – Tachov, hält es für eine kleine Sensation, was Viviane Diederich und Michal Preusz mit seinen Kollegen von der Universität Pilsen in der letzten Oktoberwoche im Ackerbürgerhaus ausgegraben haben: Sauber aufgemauerte Bruchsteinwände, klar erkennbare Einfüllschichten und zur Freude der Archäologen darin massenhaft Keramikscherben, komplett unglasiert, mit einer Stempelmarke am Boden und mit Gefäßrändern, die eindeutig in das Ende des 13. Jahrhunderts weisen – in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung Bärnaus im Jahre 1296.
Die Fundsituation lässt zudem die Vermutung zu, dass es sich hier um eine typisch städtische Bauform handelt, die im ländlichen Raum fast nicht vorkommt.
